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Bargteheide in unwägbaren Zeiten – eine Insel der Seligen?

"Politikerwort" am 23. Januar 2019

Im Mittelalter hatten die Menschen eine Ahnung, wie ihre Kinder in der Zukunft leben werden. Anfang 2019 wissen wir ehrlich gesagt überhaupt nicht wie unsere Kinder und Kindeskinder in 30 - 50 Jahren leben werden: Wie wird die Digitalisierung die Arbeitswelt, die Verkehrssysteme und das gesellschaftliche Zusammenleben verändern? Werden sich unsere Kinder noch bezahlbare Wohnungen leisten können? Schafft die Unruhe sich abgehängt fühlender Bürgerinnen und Bürger weiter den Nährboden für populistische Strömungen mit ihrem Hass und der Hetze auf Andere? Und was wird der Klimawandel für uns bringen? – Es sind unwägbare Zeiten.

Klimawandel in Bargteheide – Bargteheide liegt 48 m über dem Meeresspiegel. Damit leben wir eigentlich auf einer sicheren „Insel“ und müssten uns nicht viele Gedanken über den Anstieg des Meeresspiegels machen. Aber gute 100 km weiter nordwestlich fragen sich die Halligbewohner sehr wohl, was mit ihnen passiert, wenn die Nordsee bis 2100 um 0,5 bis 2,0 m ansteigen sollte. Und würden unsere geliebten Strände in St. Peter Ording, auf Amrum und Sylt dann womöglich verschwinden oder Grünstrände an riesigen Deichen sein. Daher geht uns der Ausstoß von CO² (Kohlendioxid), doch etwas an. Das Gas behindert, wenn es zu viel davon gibt, in der Atmosphäre die Wärmeabstrahlung ins All und lässt so die Eiskappen der Pole schmelzen. Es ist damit ein wesentlicher Auslöser des Klimawandels.

Und wir merken auch schleichende Klimaveränderungen in Bargteheide und Umgebung. Der letzte Sommer war unnatürlich heiß und trocken. Es gab eine ungewöhnliche Überschwemmung in Oststeinbek und in 2016 einen Tornado über Hamburg. Wir haben vor den Toren Bargteheides aber auch den Weinberg „Schatoh Feldmark“. Und jetzt schnappt unser Wohlfühl- und Bequemlichkeitsgen zu: „Ist doch alles nicht so schlimm“. Und so fahren wir in Bargteheide immer noch viel mit dem Auto und das sogar mit immer größeren Autos – „das Wetter ist zu schlecht fürs Rad“, „im Knie zwickt es“, „die Bahn ist zu unzuverlässig“. Und die jungen Familien, in denen beide Elternteile zur Arbeit müssen, haben morgens derartigen Stress, dass sie eben schnell ihre Kinder per Auto bei der Schule vorbeibringen.

Sonst leben wir ja gut in Bargteheide: Die Stadt hat ein wunderschönes Freibad, alle Schultypen, eine belebte Einkaufsstraße, kurze Wege und eine lebendige Kino- und Theaterlandschaft – ups, da bin ich wohl noch einer überholten Werbeaussage aufgesessen. Dies zeigt, wie schnell und ohne deutlich zuweisbare Schuld, eine Stadt eine ihrer stärksten Attraktionen verlieren kann.

Bargteheide – eine Insel der Seligen? Nein. Politik und Stadtverwaltung müssen auch im Jahr 2019 alles daran setzen, um in diesen unwägbaren Zeiten bei angespannter Finanzlage die Stadt als attraktiv und lebenswert zu erhalten und dabei auf die Umwelt und auf den Klimaschutz achten. Wir benötigen zum Beispiel ein gut ausgebautes Fahrradwegenetz, auf dem Kinder sicher zu den Schulen fahren können. Außerdem benötigen wir zuverlässigen öffentlichen Stadtbus- und Bahnverkehr; beides als Anreiz, vom Auto umzusteigen. Wir müssen bestehende Grünachsen für Stadtklima, Naturschutz und Erholung in der Stadt erhalten. Und wir müssen Wege finden wie wir bezahlbaren Wohnraum realisieren können.

Mit dem Antrag auf Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ hat die Stadt die Chance ergriffen, die Innenstadt deutlich aufzuwerten. Daran können sich Bürgerinnen und Bürger auf der Internetseite planemit.de/bargteheide noch bis zum 3. Februar online beteiligen. Die Parteien sollten dazu eine gemeinsame Zielrichtung für die Stadt und Innenstadt entwickeln und alte gegenseitige Verletzungen und kleinliche Scharmützel vergessen. Bargteheide ist in diesen Zeiten wichtiger als Parteiengezänk.

Dirk Ollroge, Stadtvertreter von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Ausschuss für Planung und Verkehr

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