Online Grünschnack Fazit

Das Positive vorweg: Als wohltuend wird empfunden, dass die Welt so viel ruhiger geworden ist, es kaum noch Flugzeuge am Himmel und Autos auf den Straßen gibt. Die Menschen seien freundlich zueinander, achtsamer als sonst. Eine allgemeine Entschleunigung und große Gelassenheit sei zu spüren. Da haben manche begonnen, über sich und das hektische Leben nachzudenken. Über das Konsumverhalten beispielsweise und die Ahnung dabei, dass es auch mit weniger geht. Etwa, wenn durch Kurzarbeit und Ausfälle aus selbstständiger Tätigkeit die Einnahmen plötzlich wegbrechen. „Wir kaufen nur noch Lebensmittel.“ Das wird nicht lange halten.

Nach der Krise wird sich die Soziale Frage vermutlich mit großer Wucht stellen, wenn wir die Spaltung der Gesellschaft nicht weiter vertiefen wollen. Dann gehören unsere sozialen Sicherungssysteme auf den Prüfstand und das Modell eines wie auch immer gearteten bedingungslosen Grundeinkommens werde wohl neu diskutiert werden müssen.

Der Hofladen vom Gut Wulksfelde kann sich vor Anfragen zum Lieferservice kaum retten. Sie arbeiten bis zum Anschlag, um den Ansturm bedienen zu können. Schon gibt es Wartelisten.

Bange Sorge und Erwartung herrscht bei Abiturienten, die in der kommenden Woche zum Teil in Turnhallen und unter großem Desinfektionsaufwand ihre Arbeiten schreiben sollen.

Sorge herrscht auch darüber, dass die massiven Einschränkungen unserer Freiheitsrechte, die wir momentan akzeptieren, bei länger anhaltender Krise plötzlich zur Normalität werden könnten. Das dürfe nicht passieren, da heiße es aufpassen.

In etlichen Bereichen erleben wir einen gehörigen Digitalisierungsschub, andererseits aber werde deutlich, wie weit wir noch hinterm Mond seien. Kapazitäten für eine digitale Kommunikation zwischen Politik und Verwaltung seien nur rudimentär vorhanden. Abstimmungen per Videokonferenz erlaubt die Gemeindeordnung nicht. In anderen Fällen ist der Datenschutz nicht gelöst. Durchwachsene Rückmeldung der Lehrkräfte, was das homeschooling angeht. Da ist viel Luft nach oben.

Anerkennung gibt es dafür, wie der Staat Menschen und Wirtschaft jetzt an vielen Stellen unterstützt. Die Daseinsvorsorge erscheint in einem neuen Licht. Der gesamte medizinische Bereich erfährt gerade eine hohe Wertschätzung. Wie wird es nach der Krise sein? Halten wir uns dann noch an die Versprechen etwa von angemessener Bezahlung, auch wenn es für uns teurer wird?

Mit milliardenschweren Konjunkturprogrammen werde die Wirtschaft wieder angekurbelt werden müssen. Wohin geht dann das viele Geld? Wer achtet darauf, dass nicht veraltete und wenig zukunftsfähige Wirtschaftsunternehmen gefördert werden? Die einhellige Forderung – jedenfalls in diesem Forum - ist, dass vorrangig Innovationen und Technologien für den Umbau zu einer fossilfreien Wirtschaft gefördert werden sollten. Das schütze Klima und Ressourcen. Die Vergabe öffentlicher Gelder müsse an nachhaltige Kriterien gebunden werden. Dafür gehören jetzt die vielen gute Argumente in die breite Öffentlichkeit. Wir brauchen diese Grundstimmung, damit die politischen Entscheider sie nicht länger ignorieren können.

„Wir haben das erste Mal ein digitales Format ausprobiert“, sagt Claudia MacArthur, Ortsversitzende der Bargteheider Grünen. „Die Premiere lief so gut, wir werden weitere Grünschnacks per Video-Konferenz anbieten.“ Das nächste Mal mit einem Gast zum Thema Grundrechte. Termin folgt.

- Ruth Kaster

 



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