Wir brauchen keinen Sinneswandel

Wir brauchen keinen Sinneswandel

Als die Lokführer neulich gestreikt haben, wurde uns Pendlern mal wieder bewusst, wie empfindlich die ÖPNV-Anbindung in Bargteheide ist. Als die Corona-Maßnahmen uns Eltern ins Homeschooling zwangen, wurde deutlich, wie miserabel die IT-Qualität unserer Schulen ist. Derzeit sind Rohre, Kabel und Chips auf dem Weltmarkt knapp, daher wird es noch länger dauern, bis das Schulzentrum echtes Breitband bekommt. Und die gewaltigen Starkregenfälle vor einem Monat, die Häuser zerstörten und Menschen töteten, machten klar, wie schlecht Deutschland auf den zukünftigen Klimawandel vorbereitet ist.

Die Leute sind nicht blöd, liebe Noch-Bundesregierung und darin vertretene Parteien! Viele meiner Nachbarn haben sich bereits ein Elektro-Auto angeschafft oder haben das vor (Tipp: nicht kaufen, sondern leasen). Viele rüsten Fotovoltaik nach, dämmen, installieren Regenwassernutzungsanlagen, sichern sich gegen Starkregen ab, wechseln zu einer gemeinwohlorientierten Bank, investieren in klimafreundliche Unternehmen. Und alle haben die Worte des Bundesverfassungsgerichts und des Weltklimarats vernommen: Die Politik ist auch für die Lebensqualität der nächsten Generationen mitverantwortlich. Das Pariser Klimaziel wird vermutlich nicht erreicht. Der menschengemachte Klimawandel schreitet voran.

Wer, wenn nicht wir? Wir sind die, die unsere Welt zukunftsfähig machen müssen, nicht „die anderen“, „die Politik“, „die Staatengemeinschaft“. Deutschland ist ein reiches Land mit erstklassig ausgebildeten Menschen. Wir müssen uns nur zusammenreißen und zusammenarbeiten. Das gilt auch für uns in Bargteheide: Was sollen diese ewigen Angriffe gegen die Stadtverwaltung und die Bürgermeisterin? Verwaltung und Ehrenamt müssen gemeinsam handeln, bei allen politischen Differenzen und trotz manches berechtigten Ärgers und Zorns.

Wann, wenn nicht jetzt! Für die Begrenzung auf 1,5 Grad mag es vielleicht schon zu spät sein, aber jede Maßnahme gegen den weiteren Klimawandel zählt, und sei sie noch so klein. Im Kampf gegen die bürgernahe Windenergie hatte die WfB seinerzeit vorgerechnet, wie wenig einzelne Windräder global gesehen ausmachen. Und dennoch können auch kleine Schritte viel bewirken. Ein Unternehmer in unserem Gewerbegebiet macht es vor, nutzt E-Fahrzeuge und eine Kleinwindanlage. Ein größeres Windrad wurde ihm von den anderen Parteien unserer Stadt untersagt. Das war eine weitere verpasste Chance.

Viele Menschen sind schon weiter als die vorsichtigen Weiter-so-Beschwichtiger. Daher denke ich: Wir brauchen keinen Sinneswandel in der Bevölkerung mehr, sondern einen Verhaltenswandel in der Politik.



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