Das Land braucht Wasser

"Politikerwort" am 17. April 2019

„Das Land braucht Wasser“ hörte man im vergangenen Sommer viele Menschen sagen. Mangelnder Regen und Hitze hatten uns einen Sommer beschert, der zu Trockenheit, Waldbränden und Wasserknappheit in den Brunnen führte. Im Herbst zuvor dagegen konnte Ernte teilweise nicht eingefahren werden, weil das Land buchstäblich abgesoffen war. Wetterkapriolen nehmen zu.

Aber braucht das Land wirklich Wasser? Nein - das Land braucht kein Wasser, es existiert sowohl mit und ohne Wasser. Aber Pflanzen, Tiere und Menschen brauchen Wasser. Wir benötigen sauberes Wasser, ebenso Sauerstoff sowie Nahrung und damit auch gesunde Böden zum Überleben. Dabei ist es wichtig, unsere Lebensgrundlage auch für weitere Generationen zu erhalten. Trotzdem greifen wir permanent in die natürlichen Prozesse ein und glauben, es könne so weitergehen wie bisher. Wenn alles so bleiben soll, dann müssen wir den Tatsachen ins Auge sehen. Dann müssen wir aufhören den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen. Wir müssen unser Verhalten ändern.

Sauerstoff zum Atmen wird vernichtet, indem wir mehr und mehr CO2 ausstoßen, Bäume abholzen und Großbäume –wenn überhaupt- mit der Neupflanzung eines jungen Baumes ausgleichen. Dabei wird vergessen, dass es für den jungen Baum im Schnitt weit über 50 Jahre dauert eine ähnliche Produktivität zu erreichen. Der Kronendurchmesser eines Baumes - die Anzahl seiner Blätter - sind für die Photosynthese entscheidend. Die Baumschutzsatzung wurde gegen den Widerstand der CDU durchgesetzt und ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Oder können Sie die Luft anhalten, bis neugepflanzte Bäume nachgewachsen sind?

Nahrung ist im weitesten Sinne Artenvielfalt. Artensterben bedeutet nicht „ausgestorben“ - es ist ein geschönter Begriff und bedeutet: von Menschenhand ausgerottet. Pestizide und immer weiter eingeschränkte Lebensräume für Tiere zerstören die Nahrungskette. Wir nehmen Insekten, Bienen, Vögeln, Wirbeltieren, Fischen und sogar uns Menschen selbst den Lebensraum. 72% der Arten sind durch Übernutzung von Ressourcen bereits bedroht. Nitrate - sprich Gülle - direkt aus dem Stall auf die Felder ins Trinkwasser. Plastikpartikel und Medikamentenrückstände über das Klärwerk zurück in die Alster, ins Meer und die Nahrungskette. Geht es so weiter, wird bereits 2030 mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren sein, 2050 jeder Fisch innerlich und äußerlich verpackt ums Überleben kämpfen. Fisch macht heute ca. 25% der Welternährung aus. Wird es 2050 noch Fische geben?

Medikamentenrückstände gelangen ins Trinkwasser und insbesondere über die Abwässer und Kläranlagen in den Wasserkreislauf. Allein die industrielle Tierhaltung in Deutschland verbraucht 742 Tonnen Antibiotika im Jahr. Das meiste davon vorbeugend aus rein wirtschaftlichen Gründen. Resistente Erreger werden dadurch auch für den Menschen bedrohlich. Mehr als 150 Medikamente wurden im vergangenen Jahr in Flüssen, Seen und im Grundwasser in Deutschland nachgewiesen. Insbesondere durch Pharmazeutika verweiblichen Wasserlebewesen wie Frösche und Fische und verlieren ihre Fortpflanzungsfähigkeit. Die Anzahl der Kaulquappen ist rapide zurückgegangen, weil Wasser verunreinigt wird. Auch dieser Bruch in der Nahrungskette muss gestoppt werden.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurden mögliche Filterstufen in Kläranlagen bisher eingespart. Laut Gutachten des Bundesverbandes der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft würden sich die Kosten dafür im Bundesschnitt auf ca. 15 Euro pro Person und Jahr belaufen. Was ist Ihnen Ihre Umwelt wert? Wir Grüne fordern die notwendige vierte Reinigungsstufe für unserer Kläranlage.

Helfen Sie die alten Strukturen des Raubbaus und der unsinnigen Gewinnmaximierung auf Kosten unserer Kinder und Enkel zu beenden. Kommen Sie zum Grünschnack, diskutieren Sie mit. Veränderung beginnt vor der eigenen Haustür - jetzt hier in Bargteheide. Wir brauchen Sie/ Dich - komm vorbei, mach bei uns mit.

Dr. Klaus Witt, Mitglied im Ausschuss für Planung und Verkehr

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