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Unser Trinkwasser - Ist wirklich alles klar?

"Politikerwort" am 2. Oktober 2019

Wieder liegt ein Dürresommer hinter uns. Wieder brannten Truppenübungsplätze und Wälder, und diesmal auch ein so genannter Regen-Wald in Südamerika. Das Wetter ist, wie im Jahr zuvor, zu warm und zu trocken. Damit sind auch die Böden zu trocken und weniger sauberes Regenwasser sickert ins Grundwasser.

Wir Grünen fragten uns: Was bedeutet das für unser Trinkwasser, das wichtigste unserer Lebensmittel? Schließlich kann ein Mensch nur ca. 3 Tage ohne Trinkwasser überleben. Wir luden den technischen und den kaufmännischen Leiter der Holsteiner Wasser GmbH zu unserem Grünschnack ein. Holsteiner Wasser versorgt Bargteheide mit Trinkwasser und betreibt das Wasserwerk, das neben dem Freibad liegt.

Die Qualität unseres Trinkwassers ist auf den ersten Blick sehr gut, denn es stammt überwiegend aus Grundwasser aus 120 bis 140 Metern Tiefe und ist somit ca. 100 Jahre eingelagert. Die Saugpumpen sind ausreichend dimensioniert und das Wasserreservoir scheint genügend Trinkwasser zu führen. Unser Hauptnahrungsmittel scheint gesichert. Es wird regelmäßig streng kontrolliert und hat eine exzellente Qualität.

Das ist auf den ersten Blick prima, beruhigend. Und trotzdem gibt es Gründe zur Wachsamkeit und Wassersparsamkeit.

Reste von Düngemitteln, Gülle und Pflanzenschutzmitteln sind inzwischen ins Tiefenwasser im Bereich 20m - 40m hinunter gesickert. Dort finden sich neben Pflanzenschutzmitteln wie Bromacil, die seit Jahren nicht mehr zugelassen sind auch Medikamentenrückstände und Mikroplastik. Der größte Verursacher von Plastikpartikeln im Grundwasser ist der Auto- und LKW- Verkehr. Der Abrieb der Reifen auf den Asphaltstraßen sammelt sich nicht nur in der Kanalisation und den Flüssen, sondern ist auch im Trinkwasser zu finden. Besonders durch Starkregen können diese Stoffe durch geologische Fenster bis in tiefere Schichten vordringen. Das wird mittel- bis langfristig zum Problem.

Ein weiterer bisher wenig beachteter Punkt ist dabei die steigende Versiegelung der Flächen. Regenwasser wird von dort über die Kanalisation in die Flüsse abgeführt und geht dem natürlichen Grundwasserkreislauf verloren. Der Anteil der mit Gülle- und Medikamentenrückstände kontaminierten Versickerung auf Ackerflächen erhöht sich dadurch täglich und beschleunigt die Verunreinigung des Trinkwassers. Die neue Gülleverordnung muss schneller umgesetzt und städtische Innenverdichtung mit mehr Bedacht ausgeführt werden.

Eine weitere Gefahr ist die mögliche Versalzung. Wenn die Grundwasserader weniger Trinkwasser als gewohnt an die Pumprohre liefert, kann das Salz der tieferliegenden Schichten angesaugt werden. Damit wird das Trinkwasser ungenießbar und der Brunnen ist zerstört. Das ist dann nicht nur teuer, sondern wird zum Ressourcenproblem. Wasser muss weit entfernt geteilt, gekauft und transportiert werden. Lübeck kann davon ein Liedchen singen und bezieht jetzt Wasser von den Hamburger Wasserwerken.

Was bedeutet das für uns? Unser Trinkwasser hat gegenwärtig noch eine hohe Qualität und ist in großer Menge vorhanden. Aber es ist eine Frage der Zeit, wann Verschmutzungen auch bis in noch tiefere Grundwasserschichten vordringen. Daher haben wir bereits heute die Pflicht vorausschauend zu handeln, ein „Weiter so wie bisher“ zu stoppen und unser Grundwasser für uns und für kommende Generationen zu schützen.

Dr. Klaus Witt, Bündnis 90 Die Grünen, OV Bargteheide

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