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Politikerwort: Meine, Deine, unser aller Betroffenheit

Meine, Deine, unser aller Betroffenheit

Viele Entscheidungen sind heutzutage so komplex, dass es gar keine „richtige“ Entscheidung mehr gibt – es gibt Für und Wider und im Endeffekt kann man sich nur entscheiden, welche Nachteile eine Mehrheit am ehesten bereit ist in Kauf zu nehmen.

Panzer liefern ja oder nein? Lützerath abbaggern ja oder nein? LNG Terminals ja oder nein? Oder doch vielleicht...?

Ich weiß es nicht sicher. Ich kann die Vielzahl der unterschiedlichen Argumente gar nicht ausreichend überblicken, um eine unumstößliche Haltung zu gewissen Themen einzunehmen. Jederzeit kann es sein, dass Argumente auftauchen, die meine Meinung zu einem Thema ändern können – und das ist auch gut so.

Jede Entscheidung bedeutet für verschiedene Menschen unterschiedliche Betroffenheit.

Wer betroffen ist, fühlt sich angegriffen und wehrt sich – das ist nur natürlich. Deshalb ist Kommunikation so wichtig: die Betroffenheit des anderen verstehen, wo sie einem bislang unklar war.

Ich möchte ein Beispiel geben: In einer Familiendiskussion meinte ich letztens, Deutschland wäre doch ganz gut durch die Coronazeit gekommen und man hätte wenig Einschränkungen in Kauf nehmen müssen.

Meine Schwester war entrüstet – sie kommt aus der Veranstaltungsbranche, hat viele Kollegen in die Arbeitslosigkeit fallen sehen, hat vermisst, auf Konzerte, Events und Reisen zu gehen.

All das mache ich ohnehin wenig, daher ist mir das gar nicht so aufgefallen. Mich hat nur genervt, dass die „Städter“ plötzlich in lärmenden Massen in „meinen“ Duvenstedter Brook strömten – was meiner Schwester nun wieder herzlich egal war.

Diese verschiedene Betroffenheit gilt es anzuerkennen. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse, Voraussetzungen und Gewohnheiten. Daher ist es auch gar nicht verwunderlich, wenn um politische Entscheidungen lange gerungen wird.

Es sind letztlich Abwägungen der Betroffenheiten. Aber wonach richtet man sich? Der Anzahl der Betroffenen? Der Intensität des Betroffenseins? Der Aufmerksamkeit, die das Thema gerade in den Medien hat?

Was keinesfalls eine Rolle spielen sollte, ist die Nähe zu sich selbst. So viel Professionalität muss sein. Politiker*innen sind Vertreter des Volkes, nicht ihrer eigenen Bedürfnisse.

Und im Angesicht einer Weltentwicklung, die uns alle unleugbar sehr intensiv betrifft – der Klimakatastrophe – ist es höchste Zeit, die Betroffenheit ALLER anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Auch wenn es bedeutet, von seinen eigenen Vorlieben lassen zu müssen.

Es geht nicht mehr darum, immer den größten Vorteil für sich selbst herauszuschlagen. Sondern es geht darum, für alle, die gesamte Weltbevölkerung, inklusive einem selber, die Nachteile möglichst gering zu halten.

Birthe Jabs

Mitglied Bündnis 90/Die Grünen Bargteheide

 

Klarstellung nach Erstveröffentlichung:

Wir bedauern sehr, dass sich einige Bargteheider Stadtvertreter durch ein Politikerwort persönlich angegriffen fühlen. Das war nicht die Absicht der Autorin, sie bezieht sich ganz allgemein auf Politik. Dies schließt Lobbyarbeit, Landes-, Bundes- und Weltpolitik und dabei auch die Grünen mit ein. Um es klar und deutlich zu sagen: Von den Bargteheider Stadtvertreterinnen und Stadtvertretern war nicht die Rede und von ihnen sollte sich niemand angesprochen fühlen



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