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Unsere neuen Mitbürger: Ahmad und Mustafa aus Syrien Zwei Flüchtlinge- zwei Geschichten- zwei Gesichter

Ich hatte am Ende dieses turbulenten Jahres 2015, in dem in Bargteheide und der Welt so unglaublich viel passiert ist, das Bedürfnis, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren- die Menschlichkeit und die Nächstenliebe.

Ich treffe Ahmad und Mustafa am 30.12.2015 in Bargfeld. Zusammen mit Ann-Cathrine, ihrer engagierten Deutschlehrerin aus Bargteheide, trinken wir Tee und ich erfahre ihre Geschichten.

Ahmad ist 26 und wohnt seit Mai 2015 in Bargfeld- Stegen mit seinen Freunden in einer WG zusammen - ein großes Glück. Seine Odyssee führte ihn von Beirut über Istanbul, Lesbos, Athen, Albanien und Montenegro nach Hamburg. Mit dem Flugzeug, dem Schlauchboot, dem Zug und zu Fuß landeten sie nach einem Monat in der Erstaufnahme in Neumünster. Trotzdem hat diese Reise mehrere tausend Euro gekostet.

"Ich habe in Damaskus Informatik studiert“ berichtet Ahmad. „Als ich  mit meinen Bachelor fertig war, hätte ich zur Armee gemusst. Es gibt ja inzwischen zwei Armeen in Syrien ( die Freie Syrische Armee und die Syrische Armee von Machthaber Assad).
Aber egal, in welcher ich gedient hätte, ich hätte Menschen töten müssen, und das ist immer falsch - also musste ich Syrien und meine Familie verlassen. Ich bin verheiratet, meine Frau war im 7. Monat schwanger und konnte nicht mit. Mein Sohn wurde geboren, als ich in Deutschland ankam. Letzte Woche habe ich mein Aufenthaltsrecht bekommen und kann jetzt endlich meine Familie nachholen.“

Es ist sehr kompliziert und langwierig ein Visum zu bekommen. Vielleicht könnte sie über den Sudan kommen- im Libanon muss man sehr lange auf einen Termin bei der deutschen Botschaft warten.
Im Januar fängt Ahmad ein Praktikum in einem Softwareunternehmen in Neritz an und sucht jetzt eine Wohnung in Bargteheide und Umgebung. "Es geht uns sehr gut in Bargfeld, wir werden von vielen tollen Menschen unterstützt. Vielen Dank an alle. Deutschland ist das beste Land in Europa."


Mustafa ist 16 Jahre alt und kam vor 12 Monaten zusammen mit seinem Vater und Onkel nach Deutschland. Mittlerweile lebt er zusammen mit seinen Eltern, zwei Schwestern und seinem kleinen Bruder in Bargfeld-Stegen..

„Unsere Flucht führte uns über Algerien, Tunesien, Libyen nach Italien.“ Er zeigt uns Fotos von sich auf dem alten Fischerboot mit 250 Menschen, völlig überbelegt. „Glücklicherweise wurden wir von der Italienischen Küstenwache gerettet.“ Nach einer nachdenklichen Minute fügt er hinzu: „Wir hatten gutes Wetter."

Mustafa geht seit Kurzem auf die Dietrich Bonhoeffer Schule in die 8.Klasse. „Ich bin im Moment der einzige Syrer. Ich habe schon einen Freund aus Irak, aber leider klappt das mit der Verständigung noch nicht so gut. Er lernt aber gerade ein wenig Arabisch von mir.“ Gerne würde er mehr Kontakte zu deutschen Gleichaltrigen haben und Sport machen. Der erste Schritt ist aber schwer. Auch ihn habe ich nach seinem Wunsch für 2016 gefragt: „Dass wir bald ein Haus finden, damit wir besser lernen können. Mit 6 Personen in 2 Zimmern ist es anstrengend. Sonst wünsche ich mir nichts, ich bin sehr froh in Sicherheit zu sein."

Das Gespräch mit den beiden jungen Menschen hat mich sehr beeindruckt. Trotz ihrer schwierigen Situation strahlen sie soviel Zuversicht aus! Ahmad und Mustafa werden ihren Weg machen, da bin ich ganz sicher. Für Andere wird es vielleicht schwerer, hier zurecht zu kommen. In jedem Fall werden dabei unsere Freundlichkeit und unsere praktische Hilfe weiter eine große Rolle spielen.

Ich weiß wohl, dass manche unter uns durch die zu erwartenden Veränderungen besorgt und ängstlich sind.

Mein größter Wunsch für 2016 ist, dass wir Deutsche uns über die Flüchtlingsfrage nicht auseinanderdividieren lassen. Lassen Sie uns zusammen daran arbeiten, dass die Integration unserer neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger gelingt. Dafür möchte ich mich einsetzen. Ich bin sicher, dass es sich für Alle lohnt.
Wir wünschen allen Menschen in Bargfeld- Stegen, Bargteheide und der Welt ein glückliches, neues Jahr!

Martina Gammelien

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