Menü

Bargteheide braucht eine moderne und intelligente Verkehrspolitik

"Politikerwort" am 1. November 2018

Der Weltklimarat, eine Institution der UN mit 195 Regierungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klimaforschung hat gerade seine bisher eindringlichste Warnung ausgesprochen. Nach dieser Warnung fordern deutsche Politiker sowie die EU-Kommission schnelle und stärkere Anstrengungen für den Klimaschutz.

Ziel müsse es sein, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Auch wir in Schleswig-Holstein können inzwischen die Veränderungen direkt vor unserer Haustür beobachten. Stürme und Starkregen treten immer häufiger und heftiger auf, die lange ungewohnte Dürre in diesem Sommer hat vielen Landwirten große Ernteeinbußen beschert.

Natürlich steht der Klimaschutz auf mehreren Säulen, doch einer davon ist nun mal der CO2- Ausstoß und betrifft unter anderem ganz konkret unser Mobilitätsverhalten, sprich unsere Gewohnheit, jeden noch so kleinen Weg mit dem Auto zurückzulegen – und das auch bei gutem Wetter. Hier braucht es ein Umdenken. Neu ist das nicht, und es gilt eben auch für Bargteheide. Aber trotz aller neuen Erkenntnisse und Warnungen halten in Bargteheide weiter einige an dem alten Trend fest, unsere Stadt durch das Schaffen von immer mehr, möglichst kostenloser, Parkplätze noch autofreundlicher zu machen.

Die Bargteheider Grünen fordern für den Klimaschutz seit langem ein Verkehrskonzept für unsere Stadt. Wir wünschen uns eine moderne, zukunftsorientierte Stadtplanung, die attraktive Alternativen zum motorisierten Individualverkehr bietet und Menschen den Umstieg aufs Fahrrad erleichtert. Eine, bei der außerdem auf alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen Rücksicht genommen wird. In unserer Innenstadt tummeln sich nicht nur Autofahrer - es gibt Radfahrer, Fußgänger, Rollstuhlfahrer und nicht zuletzt Kinder (die bewegen sich oft auf Auspuffhöhe) und Senioren. Ideen und Konzepte hierfür gibt es genug. Damit stehen wir nicht allein da. Auch in der Kommunalpolitik sollte hin und wieder mal über die Grenze der Kommune geguckt werden. Viele europäische Groß- und auch Kleinstädte haben in den letzten Jahren vorbildliche Konzepte zur Verkehrsberuhigung entwickelt. Auch dort hatten Geschäftsinhaber verständlicherweise Angst vor Umsatzeinbußen. Die Befürchtungen stellten sich letztlich zumeist als unberechtigt heraus. Zukunftsorientierte Stadtplanung bedeutet nicht den Tod des Einzelhandels, wie oft behauptet, sondern im Gegenteil das Beleben von Geschäftsstraßen, die zum Verweilen einladen. Das ist in Bargteheide – außer vor dem Rathaus, wo der Fußweg breiter ist – nicht der Fall. Wer bummeln will, ohne Angst zu haben, dass sein Kind auf die Straße läuft, fährt lieber ins Einkaufszentrum, z.B. nach Poppenbüttel.

Einen Anfang würde ein von uns Grünen seit langem geforderte Fahrradparkhaus machen. Der Bürgerdialog hat gezeigt, dass auch ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger diese Forderung teilt. Dieses würde nicht nur die Rathausstraße von Pendlerfahrzeugen befreien, sondern auch das Bahnhofsumfeld attraktiver machen. Durch Beantragen von EU-Fördergeldern müsste Bargteheide nur einen Bruchteil der Kosten übernehmen, der Haushalt würde kaum belastet.

Wir wollen versuchen, gemeinsam mit Geschäftsleuten, allen Fraktionen und der Verwaltung Lösungen zu finden. Früher einmal war Umweltschutz ein rein grünes Thema - heute müssen wir alle für den Erhalt unserer Lebensqualität an einem Strangziehen. Wir benötigen eine moderne, intelligente Verkehrspolitik für die Stadt, eine, die dem Einzelhandel Perspektiven für die Zukunft gibt, die aber auch dem Auto und den Parkplätzen nicht immer Vorrang einräumt. Wir brauchen eine Verkehrspolitik, die endlich mehr für die Bedürfnisse bisher arg vernachlässigter Nicht-Autofahrer tut. Natürlich muss diese Verkehrspolitik Autofahren möglich machen, z.B. bei Herbstwetter, obwohl gerade dann ein zuverlässiger Ringbus und ein pünktlicher Bahnverkehr allen Bürgerinnen und Bürgern eine gute Alternative bieten würden. Gleichwertig gute Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer wie der Autoverkehr sind auch ein Beitrag für den Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft.

Weitermachen wie bisher? Alles nicht so schlimm? Nein, die Mahnung zum Handeln ernst nehmen, meinen wir. Beim Weltklimarat handelt es sich ja nicht um eine Gruppe von Spinnern, die nichts anderes zu tun haben, als Panik zu verbreiten, sondern um vorausschauende, verantwortungsbewusste Wissenschaftler.

Claudia Mac Arthur, OV-Vorsitzende der Grünen Bargteheide und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport; als Politikerwort erschienen im "Markt" am 1.11.2018

zurück

Kommunalpolitik

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>