Menü

Wenn schon Windkraft, dann aber in Bürgerhand

„Gehen sie davon aus, dass die Windeignungsfläche am Glindfelder  Weg im Regionalplan ausgewiesen sein wird", sagte Detelf Matthiessen, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Kieler Landtag, auf einer Infoveranstaltung der Bargteheider Grünen im Stadthaus. Der Regionalplan werde vermutlich im Dezember vom Kieler Kabinett verabschiedet.

Dann dürfen Windkraftanlagen in Bargteheide gebaut werden. Allerdings wird die Stadt vorher noch einen Flächennutzungs- und eine Bebauungsplan erstellen. „Bis die Planungen fertig sind, dürfte mehr als ein Jahr vergehen", vermutet Matthiessen. „Gehen sie davon aus, dass die Windeignungsfläche am Glindfelder Weg im Regionalplan ausgewiesen sein wird", sagte Detelf Matthiessen, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Kieler Landtag, auf einer Infoveranstaltung der Bargteheider Grünen im Stadthaus. Der Regionalplan werde vermutlich im Dezember vom Kieler Kabinett verabschiedet.

Der Bau von Windkraftanlagen ist Thema in der Stadt und nicht unumstritten. Deswegen hatten die Grünen  einige Experten eingeladen. Neben Matthiessen war noch Thomas Sternberg gekommen,  ein Windmüller aus Bargteheide, und mit  Jürgen Heecks auch einer der Landwirte, denen die gut 20 Hektar große Windeignungsfläche gehört.  Die Bürgerinnen und Bürger sollten möglichst frühzeitig Informationen aus erster Hand bekommen. Etwa 70 waren der Einladung gefolgt.

Info-Veranstaltung 2012

Von links: Jürgen Heecks, Detlef Matthiessen, Ruth Kastner, Thomas Sternberg.

Der Grundeigentümer will Bürger beteiligen

Jürgen Heecks machte klar, dass er nur im Einvernehmen mit der Stadt Windräder  errichten werde und dass er dabei unbedingt die Bürger beteiligen will.  „Wenn sie schon die optische Beeinträchtigung hinnehmen müssen, dann sollen sie wenigstens am Profit beteiligt sein." Ob in Form einer Genossenschaft oder einer anderen Gesellschaftsform,  das werde sich zeigen.  Der Betrieb durch die neu zu gründenden Bargteheider Stadtwerke ist denkbar. Durch das nahe gelegene Umspannwerk am Fischbecker Weg bestehen günstige Voraussetzungen, den Strom auch weiterzuleiten. Heecks selbst würde etwa 600 Meter  von den geplanten Anlagen entfernt wohnen, der Abstand zum westlichen Stadtrand und umliegenden Orten beträgt mindestens 800 Meter, meist mehr als einen Kilometer.

Ausreichend Strom für die Privathaushalte der Stadt

Zwei oder drei Windräder von rund 185 Höhe (135 Meter hoher Turm, 50 Meter Rotorblätter) und einer Leistung von je drei Megawatt könnten annähernd soviel Strom liefern, wie die Privathaushalte in Bargteheide verbrauchen – das wären nach den Berechnungen im Klimaschutzkonzept 23,5 Millionen kWh.

Je höher die Anlagen, desto wirtschaftlicher

„Spart nicht an der Höhe!", war eine Empfehlung von Detlef Matthiessen. Der Standort am Glindfelder Weg gehört nicht zu den besten Lagen. Je höher eine Windkraftanlage ist, desto effektiver ist ihre Leistung (e = v3). Kleinen Anlagen wären hier nicht wirtschaftlich. Ein weiterer Vorteil der großen Anlagen: Die Rotorblätter drehen sich langsam, in einer Binnenlandlage wie Bargteheide durchschnittlich drei- bis viermal in der Minute.

Nicht lauter als ein Geschirrspüler

Thomas Sternberg verwies auf die strengen Vorschriften für die Lärmbelastung. „Einen Meter vom Windrad entfernt dürfen nicht mehr als 45 Dezibel  gemessen werden. Zum Vergleich: Ein Geschirrspüler  in der Wohnung hat ungefähr 45 Dezibel."

Bei Schattenwurf muss abgeschaltet werden

Auch was den Schlagschatten angeht, gibt es verbindliche Vorschriften.  So darf nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz der Schattenwurf  nicht länger als 30 Stunden pro Jahr (theoretisch, das entspricht etwa 8 Stunden / Jahr tatsächlich) und 30 Minuten am Tag auf ein Wohnhaus fallen. Bei Überschreitung müssen die Windräder abgeschaltet werden.

10 bis 15 Millionen Euro lassen sich problemlos aufbringen

Die Experten rechnen mit  einem Investitionsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro.  Nach aller Erfahrung werde es kein Problem sein, das notwendige Kapital für den Bau der Windräder von den Bürgerinnen und Bürgern zu bekommen. Schließlich könnten sie mit einer Rendite von bis zu 8 Prozent und mehr rechnen. „Das gibt es auf keinem Sparbuch oder Tagesgeldkonto", so Matthiessen. Knapp 9 Cent pro kWh Einspeisevergütung wird nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gezahlt – und das 20 Jahre lang.

„Wenn es sein müsste, könnte man die Anlagen danach einfach abbauen. Ist nur Beton und strahlt nicht", sagte Heecks.

Die Vorgeschichte

„Wie gut, dass in Bargteheide gerade an einem Klimaschutzkonzept gearbeitet wird. Sonst gäbe es die Feststellung  von Eignungsflächen für Windenergienutzung gar nicht", freuen sich die Bargteheider Grünen.  Nach ihren Recherchen hat sich folgendes abgespielt:  Auf dem Bürgerforum zum Klimaschutzkonzept  Anfang November hatte ein gut informierter Landwirt  seine Flächen und die drei weiterer Nachbarn ins Gespräch gebracht. Peter Anklam (SPD) nahm sich im Workshop „Erneuerbare Energien" der Sache an. Daraufhin kam es zur Nachmeldung beim Innenministerium in Kiel.  Noch als das Thema am 15. September auf der Agenda des Ausschusses für Stadtplanung, Grünordnung, Verkehr gestanden hatte, war es ohne Anregungen einfach durchgewunken worden.

Für die Grünen ist klar: wer Atomkraftwerke abschalten und Kohlkraftwerke als Klimakiller verhindern will, wer es dennoch warm und licht haben möchte, der muss bei der Energieerzeugung auch Nachteile in Kauf nehmen. Im Fall der Windkraftanlagen wäre dies vor allem die optische Beeinträchtigung.

Nach Berechnungen von Wilfried Janson, Grüner Energieexperte aus Bad Oldesloe, ließen sich auf der Fläche am effektivsten zwei große Windkraftanlagen mit je 3 MW Leistung aufstellen.  Beide Anlagen zusammen würden pro Jahr  rund 15 Millionen KWh  Strom erzeugen, gut 30 Prozent des  Bargteheider Stromverbrauchs. Es geht also um eine Investition von rund 10 Millionen Euro einschließlich Kabel und Nebenkosten. Das Umspannwerk am Fischbecker Weg liegt nur knapp zwei Kilometer entfernt. Dorthin würde ein Erdkabel (11 kV Mittelspannung) verlegt werden.

Finanziert über das Energie-Einspeise-Gesetz

„Windkraftanlagen werden über das Energie Einspeise Gesetz (EEG) finanziert und bringen zur Zeit eine Rendite von gut 10 Prozent", sagt Wilfried Janson. „10 Millionen Euro lassen sich schnell einsammeln, bei der Rendite und in Zeiten der Eurokrise allemal.  Strom verkauft sich immer."  Aber auch Konzepte, bei denen mit 15 Prozent Eigenkapital gerechnet wird, sind machbar. Dann müssten pro Windrad rund 700.000 Euro aufgebracht werden.

Die Landwirte könnten für die Bereitstellung ihrer Fläche pro Jahr und Windrad standortabhängig mit etwa 30.000 bis 40.000 Euro Pacht rechnen. Über mindestens 20 Jahre gezahlt sind das 800.000 Euro. Kein schlechter Deal.  Für Bargteheide würden Gewerbesteuern von rund 40.000 Euro jährlich anfallen.

Einträgliches Geschäftsmodell auch für die Stadt

Aber auch für die Stadt  ließe sich ein einträgliches Geschäftsmodell  entwickeln, so Janson, das einige Zigtausend Euro pro Jahr in die Stadtkasse einzahlen würde – vorausgesetzt die Stadt würde investieren.  So könnte sie beispielsweise einen kommunalen Eigenbetrieb gründen, mit einem Kredit die Windmühlen bauen und betreiben. Geschätzte Einnahmen pro Jahr eine Million Euro - abzüglich Zinsen, Tilgung, Pacht für die Flächen,  Wartung, Gehalt für einen Geschäftsführer (der auch das noch einzurichtende kommunale Energiebüro leitet!).

Aufbruchsignal für Klimaschutz und Energiewende in Bargteheide

Und noch eine Variante wäre denkbar: Stadt und Bürger betreiben die Anlage gemeinsam, teilen sich Investitionskosten und Ertrag.  Bürger und Stadt halten zusammen. „Egal was kommt, es wäre ein tolles  Aufbruchsignal für den Klimaschutz und die Energiewende in Bargteheide", finden die Bargteheider Grünen. Vielleicht käme dann auch wieder etwas Fahrt in die Idee einer Bürgersolar-Genossenschaft und in die Planung der Biogasanlage mit hohem Reststoff-Anteil  und optimalem Wärmekonzept.

zurück

Kommunalpolitik

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>